Heinrich Richard Schmidt, Universität Bern.
Volksbildung und Alphabetisierung gelten in Europa als Erfolge der Aufklärung und des liberalen Staates. Neuere Forschungen belegen jedoch, dass es bereits im Zeitalter der Konfessionalisierung erhebliche Fortschritte gegeben hat. Die Reihe informiert darüber auf Basis neuer Quellen, z.B. Prüfungsbögen aus Hausverhören der Pfarrer ("Seelenregister"), und bietet wertvolle Einblicke in die frühneuzeitliche Glaubens-, Bildungs- und Lebenswelt.
Der Band rückt eine bislang kaum wahrgenommene vormoderne Quelle in den Blick: sogenannte "Seelenbeschreibungen". Sie sind das schriftliche Produkt von Hausbesuchen und Prüfungen der Gemeindeglieder durch Pfarrer und fungierten als Messinstrumente des persönlichen Glaubenswissens. Außer über katechetische Kenntnisse geben sie in einzigartiger Weise Auskunft über Lebensumstände (Geschlecht, Alter, Familie, Beruf etc.) sowie über Lese- und Schreibfähigkeiten von Dorf- und Stadtbewohnern. Die Beiträge des Bandes untersuchen ausgewählte Seelenbeschreibungen vor dem Hintergrund der frühneuzeitlichen Alphabetisierungsforschung."