"Typisch jüdisch«.

Die Stellung der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers zu Antijudaismus, Judenfeindschaft und Antisemitismus 1919 - 1949.
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Inhaltsübersicht: Einführung: Fragestellung, Vorgehensweise und Methode der Arbeit - Forschungsstand und Quellenlage - Die demographische und soziale Lage von Juden und Christen jüdischer Herkunft in Deutschland vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die Anfangsjahre der NS-Diktatur unter besonderer Berücksichtigung Niedersachsens - Teil 1: Judenfeindschaft und Antisemitismus in der Weimarer Republik und die hannoversche Landeskirche: Allgemeine Voraussetzungen - Die hannoversche Haltung gegenüber der Weimarer Demokratie - Die Stellung zur Völkischen Bewegung und zur NSDAP - Kirchliche Reaktionen auf den Antisemitismus - Das Alte Testament in der kirchlichen Presse - Die Judenmission - Pfarrer jüdischer Herkunft in der Weimarer Republik - Alternativpositionen der Wort-Gottes-Theologie - Der Kampf des lutherischen Pastors Ludwig Münchmeyer um den Erhalt der völkischen »Reinheit« der Nordseeinsel Borkum - Teil 2: Reaktionen der Landeskirche und einzelner Christen auf Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung der Juden im NS-Staat und sich aus dem Staatsantisemitismus ergebende Angriffe auf Grundlagen des christlichen Glaubens und kirchlicher Ordnung: Problemstellung und Forschungshorizont - Die Etappen der NS-Judenverfolgung und Reaktionen aus der hannoverschen Landeskirche - Christen jüdischer Herkunft und die hannoversche Landeskirche im NS-Staat - Konflikte zwischen Pfarrern und NS-Staat wegen Kollisionen mit Elementen der Rassenideologie und die Haltung der hannoverschen Kirchenleitung - Deutschchristliche und neuheidnische Angriffe gegen jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens - Teil 3: Nach dem 8. Mai 1945 - das Erbe der NS-Zeit und die hannoversche Landeskirche: Allgemeine Voraussetzungen - Reflexionen von Landesbischof Marahrens über seine Rolle im NS-Staat und Reaktionen - Osnabrücker Kritik an der landeskirchlichen Politik gegenüber ihren Gliedern jüdischer Herkunft im NS-Staat - Der Umgang mit den während der NS-Zeit zur Ruhe gesetzten Pastoren jüdischer Herkunft - Die Christen jüdischer Herkunft - Einzelinitiativen in Sachen »Vergangenheitsbewältigung« - Antisemitische Agitation ehemaliger DC - Die Bearbeitung der Schuldfrage und des Verhältnisses zum Judentum in der kirchlichen Wochenzeitung »Die Botschaft« - Abschließende Bilanz - Quellen- und Literaturverzeichnis - Personenregister - Register der Institutionen, Orte, Sachen und Begriffe - Bibelstellenregister
Die im Völkermord an den Juden Europas gipfelnde antisemitische Politik der Nationalsozialisten fiel auf einen fruchtbaren Boden: Seit dem Untergang des Kaiserreichs 1918 hatte sich in Deutschland die antisemitische Bewegung verstärkt und war dabei in breiten Schichten der Bevölkerung unter Einschluß der christlichen Kirchen auf weitgehende Akzeptanz gestoßen. Die Darstellung von Gerhard Lindemann zeigt, wie eine große protestantische Kirche, die weite Teile Niedersachsens umfassende Hannoversche Landeskirche, seit 1918 auf die antisemitischen Tendenzen reagierte und ihnen häufig auch unterstützend entgegenkam.

Für die Zeit der Weimarer Republik werden das ambivalente kirchliche Verhältnis zur ersten deutschen Demokratie und zur völkischen Bewegung bzw. NSDAP aufgezeigt, wobei ein besonderes Augenmerk auf den »Fall« des Borkumer Pfarrers Münchmeyer gerichtet wird, dessen militanter, für die »Judenfreiheit« der Nordseeinsel eintretender Antisemitismus auf keinerlei Kritik von seiten der hannoverschen Kirchenspitze stieß. Hingegen gelang es der Landeskirche noch, Bereiche wie das Alte Testament oder die Möglichkeit für getaufte Juden, ein Pfarramt zu übernehmen, gegen völkische Vorstöße zu verteidigen. Im NS-Staat wankten auch diese Säulen kirchlicher Identität. Neben einer Beleuchtung kirchlicher Reaktionen auf die NS-Judenverfolgung beschäftigt sich Lindemann in einem breiten Abschnitt mit der allmählichen Entfernung der Pastoren jüdischer Herkunft aus ihren Pfarrstellen und der in dem Verbot, sich an Gottesdiensten zu beteiligen, gipfelnden Ausgrenzung aller Christinnen und Christen jüdischer Herkunft aus der Landeskirche. Ein Blick auf die ersten Nachkriegsjahre macht deutlich, daß auch nach dem Ende des NS-Staates der Antisemitismus weiterlebte und kirchliches Handeln in einem nicht geringen Maße beeinflußte.

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