Beschreibung:
Felix Herzog ist Universitätsprofessor für Strafrecht einschließlich Grundlagen und Nebengebiete, Strafverfahrensrecht und Rechtsphilosophie. Nach dem Studium in Frankfurt a.M. (1977-1982) war er von 1982-1990 Assistent bei Winfried Hassemer. Er promovierte 1986 und habilitierte sich 1990. 1992 erfolgte die Berufung an die Juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort war er im akademischen Jahr 1996/97 Dekan, ab 1995 Mitglied der Ethik-Kommission des Universitätsklinikums Charité. 2004 folgte er dem Ruf an die Universität Bremen. Seit 2006 ist er Mitglied des Zentrums Philosophische Grundlagen der Wissenschaft (ZPhGW) an der Universität Bremen. Zahlreiche Veröffentlichungen und Vorträge im In- und Ausland (vgl. felix-herzog.info).
Wolfgang Wohlers hat in Hamburg Rechtswissenschaften studiert und dort auch unter Betreuung von Prof. Dr. Gerhard Fezer mit einer Arbeit zur »Entstehung und Funktion der Staatsanwaltschaft« den Dr. iur. erworben. 1999 wurde er mit einer von Prof. Dr. Kurt Seelmann betreuten Arbeit zum Thema »Deliktstypen des Präventionsstrafrechts - zur Dogmatik 'moderner' Gefährdungsdelikte« an der Universität Basel habilitiert. Im Jahre 2000 wurde er an die Technische Universität Dresden und im Jahre 2001 an die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich berufen. Seit 2015 lehrt Wolfgang Wohlers Strafrecht und Strafprozessrecht an der Juristischen Fakultät der Universität Basel.
Reinhold Schlothauer studierte Rechtswissenschaften an der Philipps Universität Marburg und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn. Sein Erstes Staatsexamen legte er 1972 in Köln ab. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Völkerrecht der Universität Bonn und promovierte 1976 zum Dr. jur. bei Prof. Dr. Ulrich K. Preuß (Universität Bremen) zum Thema »Neuere Ansätze zur Methodik der Verfassungsinterpretation«. Das Zweite Staatsexamen folgte 1976 in Hamburg. Seit 1986 ist er Rechtsanwalt bei Joester & Partner in Bremen, seit 1994 Honorarprofessor an der Universität Bremen für Strafprozessrecht und Strafrecht und seit 1997 Fachanwalt für Strafrecht. Von 2004-2015 war er berufenes Mitglied des Strafrechtsausschusses der Bundesrechtsanwaltskammer.
Der Titel ist Programm. In den Beiträgen der Gedächtnisschrift geht es im Zentrum um die rechtsstaatlich schützenden Formen des Strafverfahrens und die Sicherung von Bürgerrechten gegen eine bloße Orientierung an der Effektivität von Strafverfolgung und Beschleunigung der Verfahren. Daneben finden sich Beiträge, die Interessen der Verstorbenen aus den Gebieten des gesamten Strafrechts und der Grundlagenfächer aufnehmen.
I. Deutsches und europäisches Strafverfahrensrecht
Wolfgang Arenhövel
Die voraussichtliche Dauer des Strafverfahrens - Kriterium für eine flexible Geschäftsverteilung?
Stephan Barton
Entgrenzte Revisionsrechtsprechung
Mark Deiters
Das neue grenzüberschreitende Korruptionsstrafrecht und die Notwendigkeit seiner prozessualen Begrenzung
Ulrich Eisenberg
Verurteilung wegen Mordes trotz Aufklärungsstau
Rober Esser
Die Fesselung des Angeklagten in der Hauptverhandlung - eine haftgrundbezogene Beschränkung der Untersuchungshaft? Plädoyer für die Schaffung einer eingriffsspezifischen gesetzlichen Grundlage
Wolfgang Frisch
Zur Renaissance der Verfahrensrüge in der Judikatur zur Verständigung
Helmut Frister
Die Unschuldsvermutung
Sabine Gless
Predictive policing und operative Verbrechensbekämpfung
Stefan König und Lea Voigt
Datenverarbeitung im Strafverfahren in Zeiten der »E-Akte«
Frank Meyer
Verbundstrafverfolgung in der EU. Funktionelle und verfahrensrechtliche Vermessung eines neuen Phänomens
Hans-Ullrich Paeffgen
Der vorbefaßte Richter
Helmut Pollähne
Zwischen Vertretungsmacht und Abwesenheitsohnmacht
Cornelius Prittwitz
Was sind und zu welchem Ende betreibt man Strafprozesse? Keine akademische Frage zu Mammutprozessen in der Mediengesellschaft
Fredrik Roggan
Die unmittelbare Nutzung geheimdienstlicher Informationen im Strafverfahren nach dem Antiterrordateigesetz. Über die Gefahr der Kontamination der Wahrheitssuche mit Unverwertbarem
Thomas Rönnau
Schöffen in der deutschen Strafgerichtsbarkeit - ausgewählte Problemfelder und Grundsatzkritik
Reinhold Schlothauer
Haftverschonung bei Untersuchungshaft im europäischen Kontext
Karl F. Schumann
Der Handel mit Gerechtigkeit - ein Nachtrag
Bernd Schünemann
Zur Stellung der Staatsanwaltschaft im postmodernen Strafverfahren
Carl-Friedrich Stuckenberg
Gründe für die Abschaffung des153a StPO
Petra Velten
Das Verhältnis von Ermittlungs- und Hauptverfahren - Der lange Arm des Ermittlungsverfahrens
Thomas Weigand
Verfahrenseinstellung nach153a StPO: praktikabel, aber nicht legitim
Wolfang Wohlers
Verwertungs-, Verwendungs- und/oder Belastungsverbote - die Rechtsfolgenseite der Lehre von den Beweisverwertungsverboten
Jürgen Wolter
Die neue Nachlässigkeit des BVerfG bei verdeckten Ermittlungseingriffen und die Funktionstüchtigkeit der Strafverfolgung
Ingeborg Zerbes
Geheime Überwachung im Strafprozess: Sicherheitsgefühl vor Freiheit?
II. Strafrecht und Kriminalpolitik
Lorenz Böllinger
Das Drogentabu: Soziale Kontrolle von Ekstase
Johannes Feest
Weg mit der Ersatzfreiheitsstrafe (43 StGB)! Eine Petition mit Fußnoten
Monika Frommel
Punitiver Populismus
Florian Jeßberger
Wider die Strafbarkeit des unerlaubten Aufenthaltes in Deutschland
Klaus Lüderssen
Die Zukunft des agent provocateur - nicht endende Abwägungen
Klaus Rogall
Der Notwehrexzess - ein Schuldprivileg
Mark A. Zöller
Der Beurteilungsspielraum des Gesetzgebers im Recht der Inneren Sicherheit
III. Grundlagen
Bärbel Frischmann
»... nach bestem Wissen und Gewissen«. Eine Erörterung von J. G. Fichtes Gewissenskonzept
Roland Hefendehl
Eine soziale Rechtsgutstheorie
Felix Herzog
Robin Hood - Betrachtungen über soziale Gerechtigkeit
Georg Mohr
Statt Wahrheit und Gerechtigkeit? Zu Edda Weßlaus Kritik des Konsensprinzips im Strafverfahren
Franz Salditt
Johannas schönster Prozeß - Anmerkungen zum Wortprotokoll des Jahres 1431
Gerhard Strate
»Zur Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«. Zur Aktualität einer kleinen Schrift Kants aus dem Jahre 1784
IV. Persönliches
Cornelius Nestler
Gedenken an Edda
Schriftenverzeichnis von Edda Weßlau
Autorenverzeichnis
In fast vierzig Beiträgen würdigen Kolleginnen und Kollegen aus Wissenschaft und Praxis die im April 2014 im Alter von nur 57 Jahren verstorbene Strafrechtswissenschaftlerin Edda Weßlau. Edda Weßlau war eine leidenschaftliche Prozessualistin und hat besonders die Debatte über verfahrensbeendende Absprachen im Strafprozess mit ihrer Habilitationsschrift über Das Konsensprinzip im Strafverfahren (2002) nachhaltig geprägt. Es war ihr stets ein besonderes Anliegen, den Schutz von Bürgerrechten bei der Strafverfolgung zu sichern. Schon früh hat sie die Bedeutung des Datenschutzes bei der Ausgestaltung von polizeilicher Gefahrenabwehr und Strafverfolgung erkannt. Ihr besonderes Augenmerk galt dabei geheimdienstlichen Operationen und der (internationalen) Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden. Diese und weitere Interessengebiete der Verstorbenen greifen die Autorinnen und Autoren der Gedächtnisschrift auf.