Die große Illusion

Veristische Skulpturen und ihre Techniken. Katalog zur Ausstellung im Liebieg-Haus, Skulpturen-Sammlung, Frankfurt a M., 2014/2015
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1810 g
Format:
305x245x25 mm
Beschreibung:

Max Hollein ist Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt.
Eingesetzte Glasaugen, Echthaar und bunte Bemalung - solche Hilfsmittel verwenden Künstler seit jeher für ihre Skulpturen. Damit erzeugen sie eine Lebendigkeit und Lebensnähe, die den Betrachter oft verstören. Realistische Plastiken von der Antike bis zur Gegenwart sind jetzt in der Ausstellung "Die große Illusion. Veristische Skulpturen und ihre Techniken" in der Liebighaus Skulpturensammlung zu sehen. Der Hirmer Verlag präsentiert den prächtig illustrierten Katalog zur Schau.
Hyperrealistische SkulpturenAuf dem Boden kauert ein Mann, vollständig in ein weißes Laken gehüllt. Nur das hagere, markante Gesicht schaut heraus. Sein Blick ist starr nach unten gerichtet. Die fleckige Haut, dunkle Bartstoppeln und der graue Haaransatz machen die Illusion perfekt: Die Skulptur des Mannes wirkt täuschend echt.
Der Australier Ron Mueck schuf die äußerst wirklichkeitsgetreue oder veristische Skulptur im Jahr 1997. Er gilt als einer der wichtigsten hyperrealistischen Künstler der Gegenwart. Seine Figuren irritieren den Besucher seiner Ausstellungen in doppelter Hinsicht: Sie sehen nicht nur völlig realistisch aus, sondern fallen entweder riesengroß oder zwergenhaft klein aus. So ist zum Beispiel die Plastik des kauernden Mannes, die im Katalog völlig real wirkt, nur 30 Zentimeter hoch.

Antike und mittelalterliche Plastiken
Die lebensnahe Darstellung von Menschen reicht bis weit in die Antike zurück. Die Statuen der griechischen Klassik waren zum einen perfekt geformte Körper aus Marmor. Zum anderen wirkten sie mit ihren eingesetzten Glasaugen, echten Kleidungsstücken und bunt bemalten Hautpartien besonders realistisch. Zwar ist diese Farbgebung im Laufe der Jahrhunderte meist verloren gegangen, mit moderner wissenschaftlicher Technik kann sie jedoch nachgewiesen werden. Antike und mittelalterliche Skulpturen lassen sich heute fast originalgetreu rekonstruieren.
Bei der Rekonstruktion spielen auch die technischen Hilfsmittel und Werkstoffe eine wichtige Rolle, mit denen Bildhauer seit dem Altertum ihre menschlichen Abgüsse formten und gestalteten. Dazu gehören neben den organischen Materialien wie Wachs und Holz auch anorganische wie Gips und Ton, heute auch Papiermaschee und Kunststoffe.
Ron Mueck etwa modelliert seine Figuren zunächst aus Ton und fertigt davon Negativformen an. Diese gießt er dann mit Silikon und Fiberglas aus. Im nächsten Schritt bemalt er seine Plastiken. Leberflecken, Adern, kleinste Fältchen - jedes Detail ist ihm wichtig, um seine Figuren möglichst lebendig darzustellen. Schließlich setzt er Haare in die weiche Silikonoberfläche ein - eine Technik, die Künstler schon im Mittelalter bei Wachsfiguren anwendeten.
Der Katalog "Die große Illusion. Veristische Skulpturen und ihre Techniken"
Der Katalog spannt einen Bogen von den Grabskulpturen der alten Ägypter bis zu den Werken moderner Künstler wie Ron Mueck und John de Andrea. Auf rund 270 Seiten befasst sich der durchgehend bebilderte Band mit den Materialien und technischen Hilfsmitteln, mit denen Künstler ihre Skulpturen möglichst realitätsnah gestalten wollen. Der Polychromie, also der bunten Farbgestaltung, den eingesetzten Augen und der Verwendung von echtem Haar sind eigene Kapitel gewidmet.
Restaurator Harald Theiss dokumentiert in einem Essay die aufwendige Rekonstruktion einer spätmittelalterlichen Büste der heiligen Barbara. In zahlreichen Einzelbildern lässt sich der Prozess Schritt für Schritt nachvollziehen. Dabei spielen auch naturwissenschaftliche Analysen und praktische Versuche eine wichtige Rolle. Denn sie brachten neue Erkenntnisse über die Farbgestaltung der Skulptur und die mittelalterlichen Techniken. Die Bronzeskulpturen der griechischen Klassik und die Wachsbüsten der Neuzeit sind weitere kunstgeschichtliche Stationen des lehrreichen und farbenprächtigen Katalogs.

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