Drachenköpfe

Roman
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ISBN-13:
9783863563080
Veröffentl:
2021
Seiten:
189
Autor:
Eginald Schlattner
Gewicht:
292 g
Format:
201x140x18 mm
Serie:
116, Epik
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Schlattner, EginaldEginald Schlattner, geboren 1933 in Arad/Rumänien, ist evangelischer Pfarrer und Schriftsteller. Er betreut seit 1991 als Gefängnisseelsorger Straftäter verschiedener Konfession in den Haftanstalten des Landes. Ver-urteilt in den 1950er-Jahren als Student in einem politischen Prozess, arbeitete er nach der Entlassung erst als Ziegelbrenner, dann bei einer Staatsfarm und beim Bahnbau, ehe er 1969 das Studium der Hydrologie abschließen durfte. Vier Jahre später sagte er dem Ingenieurberuf ab und studierte Theologie. Nach dem blutigen Ende der Diktatur 1989 erschienen zwischen 1998 und 2005 die Romane Der geköpfte Hahn, Rote Handschuhe und Das Klavier im Nebel (Zsolnay Verlag, Wien). Vielfache Übersetzungen, u. a. ins Rumänische, Spanische, Portugiesische, Russische (auch als Online-Version), Holländische, Japanische (in Vorbereitung) und Verfilmungen. Der Roman Rote Handschuhe, der die zwei Jahre Zellenhaft bei der Securitate in Stalinstadt (heute Kronstadt/Brasov) thematisiert, figuriert unter den hundert besten in deutscher Sprache geschriebenen Büchern 1999-2001 (Goethe-Institut, Inter Nationes). Weitere Publikationen: Mein Nachbar, der König und Odem (Schiller Verlag, Hermannstadt/Sibiu, 2013), Wasserzeichen. Ersonnene Chronik und "Gott weiß mich hier". Radu Carp im Gespräch mit Eginald Schlattner (Pop Verlag, Ludwigsburg, 2020). Der Autor lebt auf dem Pfarrhof in Rothberg/Rosia, Siebenbürgen.
"Ich spürte das Mühlrad in meinem Kopf. Verwirrt fragte ich mich: Was nun? Womit beginnen? Was sagen? Was nicht? Viele Jahre waren vergangen, seit ich ohne Abschied und ohne Ausrede das Drachenhaus in Kronstadt verlassen hatte.Wo sie, Anita Mirjam, mich aufgenommen hatte, aufgelesen von der Straße, und wo wir in zwei Dachstübchen nebeneinander gehaust hatten, jeder beschirmt vom Drachenkopf eines Wasserspeiers, Klingsors Lindwürmern, die hoch über der Schwarzgasse im Grünspan aufleuchteten." Eginald SchlattnerIn Transsylvanien ist nicht nur der allseits bekannte Dracula als historisch-reale, vor allem aber als mythisch-fiktionale Gestalt beheimatet, sondern auch der mittelalterliche Sänger und Zauberer Klingsor. Hält er sich in Kronstadt auf, dann erglühen die Drachenköpfe an den Dachtraufen seines Hauses in der verwinkelten Altstadt, gemeinhin "Drachenhaus" genannt. Angeregt von Iris Wolffs gleichnamiger Erzählung, die nach dem Ende der kommunistischen Diktatur 1989 angesiedelt ist, erinnert sich Eginald Schlattner in seinem neuen Roman an die alles andere als friedvollen frühen 1960er-Jahre, als auch er kurzfristig im Drachenhaus Unterschlupf findet. Und selbst wenn sich der Zauberer Klingsor zu dieser Zeit nicht in der siebenbürgischen Stadt im Karpatenbogen aufhält, die Dachtraufen also nicht erglühen, geschieht immer wieder nie Dagewesenes, treten immer wieder Figuren in Erscheinung, deren Verhaltens- und Handlungsweisen nicht selten drachenhafte Züge offenbaren.Wenn die jüdische Harfenspielerin Svetlana, aufgewühlt durch die Lektüre von Elie Wiesels "Die Nacht zu begraben, Elischa", zum ersten Mal über ihre Internierung in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Buchenwald berichtet, wenn die bessarabische Bojarin Anastasia, die jahrelang einen deutschen SS-Offizier als ihre vermeintlich schwer kranke Mutter versteckt gehalten hat, ihn nach seinem Tod unerkannt zu begraben versucht oder wenn der Securitate-Major Blau nach der Erkundung eines unterirdischen Geheimgangs, der von der Stadtmauer zum Drachenhaus führt, plötzlich aus dem Untergrund im Lesezirkel der Hausbewohner auftaucht, verdichten sich die Geschehnisse zu einer greifbaren Vergegenwärtigung jener düsteren, beklemmenden Zeit.Obwohl einige der Gestalten den treuen Lesern Eginald Schlattners bereits aus seinen vorherigen Büchern bekannt sein dürften, etwa die engere Familie oder der Vernehmungsoffizier vom Geheimdienst nebst seiner eigenwilligen Nichte, gewinnt der Autor ihnen überraschend neue Facetten ab, indem er sie in einem gewandelten Kontext agieren lässt, nämlich in einer unerfüllten, weil einseitigen Liebesbeziehung zwischen der Pfarrerstochter Anita Mirjam und dem Ich-Erzähler, die nach einem tragischen Unfall der jungen Frau, der sie an den Rollstuhl fesselt, in der Mahnung und Erkenntnis gipfelt: "Du bist für das Antlitz des anderen verantwortlich."Eginald Schlattner bietet hier erneut ein ebenso lebendiges wie berührendes transsylvanisches Panorama und Panoptikum.

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