Korruption kritisieren

Die Genese politischer Korruptionsskandale in der frühen Bundesrepublik Deutschland
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ISBN-13:
9783869626109
Veröffentl:
2021
Erscheinungsdatum:
08.07.2021
Seiten:
380
Autor:
Andrea Perthen
Gewicht:
479 g
Format:
213x26x9 mm
Sprache:
Deutsch
Beschreibung:

Andrea Perthen studierte zunächst Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar (B.Sc.), bevor sie den interdisziplinären Masterstudiengang "Geschichte - Umwelt - Stadt" an der TU Darmstadt absolvierte und mit einer Arbeit über den Wiederaufbau der Altstadt von Frankfurt am Main abschloss. Anschließend promovierte sie im DFG-/ANR-geförderten Forschungsprojekt "Politische Korruption: Praktiken der Begünstigung und öffentliche Debatten in Deutschland und Frankreich (19. - 20. Jahrhundert)" über Korruptionsskandale in der frühen Bundesrepublik. Aktuell ist sie Projektleiterin bei einem Publikationsprojekt zur Unternehmensgeschichte der MVV Energie AG.Sie beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Stadt- und Mediengeschichte und interessiert sich dabei vor allem für die Auswirkungen von unternehmerischen und politischen Entscheidungen.
1. Einführung1.1 Forschungsfelder1.1.1 Historische Korruptionsforschung1.1.2 Skandalforschung1.1.3 Mediengeschichte, Geschichte des Journalismus1.2 Quellen und Struktur der Studie1.2.1 Der HS-30-Skandal als Fallbeispiel1.2.2 Quellensituation1.2.3 Ausgangshypothesen1.2.4 Gliederung der Arbeit2. Rahmenbedingungen2.1 Sozioökonomische Rahmenbedingungen2.2 Parteienfinanzierung und Parteispenden2.3 Aufbau von Bundeswehr und Verteidigungsministerium2.3.1 Der Bundesgrenzschutz2.4 Medien und Journalismus in den 1950er- und 1960er-Jahren2.4.1 Journalismus als Beruf2.4.2 Presse2.4.3 Rundfunk und Fernsehen2.4.4 Medienpolitik2.5 Ein 'Nährboden' für Skandale?3. Chronologie politischer Korruptionsskandale3.1 Die Hauptstadt-Affäre3.2 Die Koblenzer Bestechungsaffäre3.3 Der Fall Kilb3.4 Die Fibag-Affäre3.5 Die Onkel-Aloys-Affäre3.6 Der Starfighter-Skandal3.7 Der HS-30-Skandal3.7.1 Die Vorgeschichte: Der Octogon Trust und der Bundesgrenzschutz3.7.2 Der Beschaffungsvorgang des HS 303.7.3 Nachwirkungen: Lieferverzögerungen, technische Mängel, Streitigkeiten3.7.4 Der Skandal, 1966-19693.8 Konjunkturen politischer Korruptionsskandale 1949-19694. Akteure bei der Skandalisierung politischer Korruption4.1 Die Journalisten4.1.1 Journalistisches Selbstverständnis-Motive-Ziele4.1.2 Zusammenarbeit und Konkurrenz von Journalisten4.1.3 Korruption anprangern: Der journalistische Duktus4.1.4 Die Recherche-Zusammenarbeit von Journalisten mit Informanten4.1.5 Skandalisierung auf schmalem Grat4.2 Die Informanten4.2.1 Porträts der zentralen Informanten im Fall HS 304.2.2 Weitere Informanten4.2.3 Quellen in der Ministerialbürokratie4.3 Die parlamentarische Opposition4.4 Aufklärer oder Vertuscher? Das Referat 'ES' im Verteidigungsministerium4.5 Ziel- und Streitpunkt parlamentarischer Untersuchungsausschuss?4.5.1 Der Untersuchungsausschuss als Forderung der Skandalisierer4.5.2 Der Untersuchungsausschuss als Gegenstand der Kritik5. Fazit und Ausblick5.1 Korruptionsskandale im Westdeutschland der 1950er- und 1960er-Jahre5.2 Entstehungsbedingungen für Korruptionsskandale5.3 Höhepunkt parlamentarischer Untersuchungsausschuss?5.4 Korruption kritisieren5.5 Informanten in der Defensive5.6 Das Referat ES im Verteidigungsministerium5.7 Investigativer Journalismus?6. Quellen- und Literaturverzeichnis6.1 Quellen6.1.1 Ungedruckte Quellen6.1.2 Gedruckte Quellen6.2 Literaturverzeichnis6.3 Internetquellen
In der vorliegenden Publikation werden die politischen Korruptionsskandale untersucht, die in den ersten beiden Jahrzehnten des Bestehens der BRD mediale Aufmerksamkeit erregten. Dabei fließen sowohl korruptions- als auch skandal- sowie mediengeschichtliche Aspekte ein.Im Fokus der qualitativ angelegten Untersuchung stehen die skandalisierenden Akteure, nämlich zum einen die Journalisten, die die Vorwürfe veröffentlichten, und zum anderen deren Informanten. Auf diese Weise soll die Arbeit nicht nur einen Beitrag zur Historisierung aktueller Debatten über Transparenz und Korruption leisten, sondern auch einen Hinweis auf die Anfänge investigativen Journalismus' in der Bundesrepublik Deutschland liefern und Licht auf die naturgemäß schwierig zu erforschende Geschichte des Informantentums werfen.Im Zentrum steht dabei der sogenannte HS-30-Skandal und der damit verbundene Verdacht, Abgeordnete der CDU hätten bei der Beschaffung von Schützenpanzern für die Bundeswehr in den 1950er-Jahren Schmiergelder in Millionenhöhe angenommen. Der Fall ist besonders interessant, weil er erst in einem zweiten Anlauf erfolgreich skandalisiert wurde: Eine erste Artikelserie des Reporters Peter Miska über mögliche Unregelmäßigkeiten im Vorfeld des Panzerkaufs in der Frankfurter Rundschau Ende der 1950er-Jahre fand kaum Resonanz; erst die Wiederaufnahme des Falls durch das kurz zuvor von Gert von Paczensky und Bernt Engelmann gegründete Magazin deutsches panorama ab 1966 führte zu breiter öffentlicher Empörung, staatsanwaltlichen Ermittlungen sowie der Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses - jedoch ohne dass daraus juristisch greifbare oder politisch zwingende Ergebnisse resultierten. Durch den Vergleich beider Skandalisierungen werden Unterschiede etwa im Vorgehen der Journalisten bei der Recherche oder in deren Betonung des zu skandalisierenden Gegenstands deutlich. Ebenso zeigt sich, dass geänderte politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine Rolle für den Erfolg von Skandalisierungen spielen. Neben den Journalisten werden auch deren Informanten in den Blick genommen, was die heutigen Debatten um Whistleblower und deren häufig hohes Ansehen historisch kontextualisiert. In der damaligen öffentlichen Darstellung wurde den Informanten nämlich kaum positive Eigenschaften oder gar hehre Motive zugebilligt.

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