nichts überstürzen

Gedichte
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Gewicht:
234 g
Format:
206x117x12 mm
Beschreibung:

Ria Endres, geboren 1946 in Buchloe. Geisteswissenschaftliches Studium. Promotion. Sie lebt seit 1969 in Frankfurt am Main. Bekannt wurde Ria Endres vor allem durch ihre Essays über Thomas Bernhard, Samuel Beckett, Ingeborg Bachmann, Hannah Arendt, Elfriede Jelinek und ihre Prosa, Theaterstücke und Hörspiele. Im Rimbaud Verlag erschienen bisher die Essays «Samuel Beckett und seine Landschaften», 2006; «Die Dame mit dem Einhorn», 2008 und «Jacopo Tintoretto und Venedig», 2010; der Gedichtband «Froher Wahnsinn», 2014; die fünf Stücke «Doktor Alzheimer bittet zu Tisch», 2015 und der Gedichtband «Augen auf Augen zu», 2016.
und das Glück
nicht tot zu sein
kam als
Wimpernschlag
zur Tür herein

Notiz

Am 20. Juni 2015 bin ich mittags in der Nähe meiner Wohnung auf dem Gehweg plötzlich gestürzt. Ich hatte das Bewusstsein verloren, sah mich aber schon bald auf dem Asphalt inmitten von blutigen Tüchern liegen. Freundliche Stimmen redeten beruhigend auf mich ein. Was war geschehen? Träumte ich? Ich hätte gern etwas gesagt, schnappte aber nur nach Luft. Meinen Namen kannte ich nicht. War das wirklich ich, die man im Unfallwagen durch die Stadt in verschiedene Krankenhäuser fuhr? Ich wollte nach Hause. In einem Krankenhauszimmer dämmerte ich weg, bis ich durch lange Gänge zu irritierenden Untersuchungen transportiert wurde. Nur mühsam begriff ich meinen Zustand. Gesicht und Stirn waren aufgeschlagen, Halswirbel angebrochen und einige Rückenwirbel zerstört. In einer langen Operation wurden zwei Metallstäbe aus Titan in meinen Rücken implantiert. Sie sollten die Wirbelsäule stabilisieren. Außerdem fixierte man zerborstene Wirbel mit Hilfe von Knochenzement und Schrauben. Die Schnittwunden tackerte man mit Stahlklammern.

Vergebens suchten die Ärzte einen Grund für den Sturz. Viele Monate musste ich still liegen, damit die Wirbel wieder zusammenwachsen konnten. Ich war lange sprachlos. Nach und nach kamen jedoch die Wörter wieder zurück. Ich begann Buchstaben ins iPhone zu tippen. Das war ein Ausweg. Und so schrieb ich die "nichts überstürzen"-Gedichte nachts auf einer winzigen hellen Fläche, wenn an Schlaf nicht zu denken war.

R. E.

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