Der Prinz der jiddischen Ballade

Gedichte
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Gewicht:
182 g
Format:
205x116x15 mm
Beschreibung:

Selma Meerbaum-Eisinger wurde 1924 in Czernowitz (Bukowina) geboren. Im jüdischen Geburtsregister ist ihr Name mit Selma Merbaum zu finden. Ab 1939 begann sie, eigene Gedichte zu schreiben und aus dem Französischen, Rumänischen und Jiddischen zu übersetzen. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in das 1940 von Rumänien an die Sowjetunion abgetretene Czernowitz im Juli 1941 wurde die Familie gezwungen, im Ghetto der Stadt zu leben. Auf wundersame Weise gelang es Selma, das handschriftliche Album mit dem Titel "Blütenlese" einer Freundin zuzuspielen, bevor sie 1942 in das Arbeitslager Michailowska in der Ukraine deportiert wurde. Hier starb sie am 16. Dezember 1942 an Typhus.
Rose Ausländer (geb. Rosalie Scherzer), 11.5.1901 Czernowitz (Bukowina) - 3.1.1988 Düsseldorf. Die aus einer dt.-jüdischen Beamtenfamilie stammende A. musste nach dem Tod ihres Vaters das Philosophiestudium abbrechen und emigrierte 1921 in die USA. Sie arbeitete als Bankangestellte in New York und heiratete 1923 ihren Studienfreund Ignaz Ausländer; die Ehe hielt nur drei Jahre. 1931 kehrte sie nach Czernowitz zurück, um ihre Mutter zu pflegen; von 1941-44 lebte sie im Ghetto von Czernowitz, das letzte Jahr in einem Kellerversteck. Nach dem Krieg ging sie erneut in die USA (1946-64), kehrte aber 1964 wieder nach Europa zurück und ließ sich nach einem Aufenthalt in Wien 1965 in Düsseldorf nieder. Ihr erster, 1939 erschienener Gedichtband 'Der Regenbogen' gilt als verschollen. Nach den Schrecken des Krieges und der Verfolgung verstummte sie. Dann schrieb sie zunächst nur in engl. Sprache; erst 1956 kehrte sie zur dt. Sprache zurück. 1957 traf sie Celan wieder, den sie bereits im Czernowitzer Ghetto kennen gelernt hatte. Er machte sie mit den neuesten Strömungen der dt. Lyrik vertraut. Seit 1961 widmete sich A. ganz dem Schreiben. Ausgangspunkt waren zunächst Alltagserfahrungen, Gedanken und Gefühle, dann erhielt das Thema der Sprache eine immer größere Bedeutung. Sprache wurde zum Ersatz für die erlittenen Verluste und das dichterische Wort selbst zum Gegenstand des lyrischen Sprechens. Daneben kennt ihre Dichtung eine Vielzahl weiterer Themen: die Erfahrung der Verfolgung und die Vernichtung des Judentums, Landschaften und Städte, Liebe, Freundschaft. Ihre Texte zeigen seit den 70er-Jahren zunehmend eine Tendenz zu Reduktion und Konzentration
Der Mönch

Der Weg funkelt silbrig und messergleich
Gräbt er sich tief in die Ebene ein.
Luftspiegelungen. Der Mondenschein.
Und ein finsterer Mönch durchschreitet dies Reich.

Der Frühling, das Kind, die Wiese, der Teich,
Lächeln, berauscht von Duft wie von Wein:
'Tritt in den Bannkreis der Veilchen hinein!'
Aber der Mönch schreitet hager und bleich.

Näher und nah, einen Dolch in der Hand ...
Ein Blitz! - blaues Lenzblut bespritzt sein Gewand!
Entsetzt fliehen Kind und Teich übers Feld ...

'Dein Blendwerk, o Luzifer, ist nun verweht!'
Er kniet und bekreuzt sich, und vor ihm ersteht
Die andre, ersehnte, die ewige Welt!

Niemand weiß genau zu sagen, wer den Ehrentitel 'Prinz der jiddischen Ballade' für Itzik Manger erfunden hat und niemand weiß, wann er das erste Mal so genannt wurde. Selten aber wurde ein solcher Ehrentitel mit mehr Berechtigung verliehen als für den jiddischen Dichter, dessen geschliffen funkelnde Lyrik den Leser fasziniert und beglückt.

Geboren wurde er in Czernowitz, der Stadt, die auch der Geburtsort von Rose Ausländer und Paul Celan ist, der Stadt, die als Vielvölkerstadt gerühmt wird, in welcher Menschen mit verschiedensten Religionen, aus unterschiedlichen Kulturen, in fast babylonischem Sprachengewirr, friedlich nebeneinander lebten.

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