Musil in Italien

Ein Itinerar in Bildern und Texten
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438 g
Format:
203x131x10 mm
Beschreibung:

Karl Corino, geb. 1942 in Ehingen, Verfasser der monumentalen über 2000 Seiten umfassenden Musil-Biografie (2. Aufl. 2005), war seit 1970 Redakteur in der Litera-turabteilung des Hessischen Rundfunks; er setzte sich auch kritisch mit der system-konformem DDR-Literatur auseinander wie in "Außen Marmor, innen Gips. Die Le-genden des Stephan Hermlin" (1996).Bei Kitab erschienen: Begegnung dreier Berggipfel. Alfred, Alois und Robert Musil, ISBN 978-3-902878-44-1, 2015, 10,-
"Am 7. Mai 1945, einen Tag vor dem offiziellen Kriegsende, überwanden die KZ-Insassen ihre Peiniger. Mehrere hundert Überlebende des KZ Loibl zogen auf der steilen Bergstraße ins Tal Richtung Ferlach. Sie ließen das Lager, in dem sie gedemütigt, ausgebeutet und misshandelt wurden, so rasch es ging hinter sich. Die Häftlinge, die während der Sprengungen im Stollen bleiben mussten, die im Karawankenwinter bitterlich gefroren und im Sommer unter den Myriaden Mücken und der Hitze gelitten hatten, überließen das Lager sich selbst, das heißt: der Natur. Baracken für Gefangene und SS, Wirtschaftsgebäude, sechs Wachtürme, ein Appellplatz, ein zweireihiger Stacheldrahtzaun, ein Laufgraben, noch ein Stacheldrahtzaun und ein sogenanntes Krematorium, eine Grube am oberen Ende des Lagers, in der die Leichen der Ermordeten im Freien verbrannt wurden. Die Natur nahm das Geschenk an. Dreißig Jahre später war von dem Lager nichts mehr zu sehen. Ein Jungwald verdeckte das Gelände."
Das Werk Robert Musils ist wie das vieler österreichischer Autoren des 20. Jahrhunderts - man denke nur an Hofmannsthal und Rilke - ohne sein Italien-Erlebnis nicht denkbar. Bis zum Ersten Weltkrieg reiste er immer wieder in den Süden, und so hinterließen Venedig, Ancona, Rom und Anzio zahlreiche Spuren in seinem Oevre. Die schönsten Prosastücke im "Nachlass zu Lebzeiten" - "Das Fliegenpapier", "Die Affeninsel", "Kann ein Pferd lachen?", "Schafe anders gesehen", "Sarkophagdeckel", "Hellhörigkeit" und "Pension Nimmermehr" verdanken wir einem Romaufenthalt 1913, und nicht anders "Die Reise ins Paradies", die auf einen Urlaub in Porto dAnzio währen d der Wochen zuvor zurückgeht: ein Schlüsselkapitel für Musils großen Roman, weil es vom Inzest der Protagonisten erzählte und den Abstieg in den Ersten Weltkrieg vorbereiten sollte. Frappierend, wie Musil immer wieder Transpositionen vornahm: er verlegte Ereignisse nach Österreich, wie auf der Suche nach einer heroisch-idealen Landschaft, in den Süden, und verschob römische Erfahrungen - den Besuch des manicomio - aus der ewigen Stadt nach Wien. Hatte er beim Abituraufsatz von 1904 über Rom nach eigenem Bekenntnis nur einen schwachen Mittelplatz belegt, so rehabilitierte er sich im folgenden Jahrzehnt auf das Glänzendste. Mit dem "Fliegenpapier" und der "Affeninsel" von 1914ff und die totalitären Gesellschaften des 20. Jahrhunderts vorwegnahmen. Der vorliegende Band versammelt die italienischen Texte Musils und konfrontiert sie wo immer möglich mit Fotos, in der Hoffnung auf wechselseitige Erhellung.

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