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»Trauma« ist ein griechisches Wort und steht für Wunde – eine Wunde, die allerdings auch unsichtbar sein kann, wenn sie die Psyche betrifft. Wer über seelische Verwundbarkeit spricht, redet von Gewalt und Hilflosigkeit, aber immer auch von gesellschaftlicher und staatlicher Verantwortlichkeit. Bereits in den Anfängen des Traumadiskurses im 19. Jahrhundert war die Frage, was als Trauma gilt und wer als traumatisiert, daher nicht nur eine rein innerwissenschaftliche, sondern auch eine politische. Daß das bis heute so ist und sich sogar verstärkt hat, zeigt José Brunner in seiner luziden Untersuchung anhand einer Fülle von Beispielen.
Er analysiert die Rolle, die Experten in deutschen Fernsehdarstellungen traumatisierter Afghanistanheimkehrer und den diesbezüglichen Parlamentsdebatten spielen, untersucht die widersprüchliche Verwendung des Traumabegriffs in der israelischen Forschung zur jüdischen Einwanderung und beschäftigt sich mit der Figur des Irakveteranen in Hollywoodfilmen. Zudem macht er deutlich, wie Therapie und Politik bereits im amerikanischen Diskurs zum Vietnamkrieg und zur posttraumatischen Belastungsstörung miteinander verschmolzen. Es zeigt sich, daß das Reden über psychische Traumata, so wissenschaftlich es auch daherkommen mag, stets die gleiche Struktur hat: Traumadiskurse sind immer auch politische Diskurse.