Beschreibung:
Paolo Virno, Jahrgang 1952, Philosoph, lehrt derzeit an der Universität von Kalabrien in Cosenza. Er veröffentlichte unter anderem Il ricordo del presente. Saggio sul tempo storico (Turin: Bollati Boringhieri, 1999) und Quando il verbo si fa carne. Linguaggio e natura umana (Turin: Bollati Boringhieri, 2003). In deutscher Übersetzung liegen verschiedene Essays vor, so unter anderem in dem Sammelband Negri/Lazzarato/Virno, Umherschweifende Produzenten. Immaterielle Arbeit und Subversion, Berlin: ID, 1998.
Ausgangspunkt ist die These, dass der Begriff der "Multitude", ganz im Gegensatz zu dem sowohl im wissenschaftlichen wie im politischen Diskurs etablierten Begriff "Volk", ein unverzichtbares Werkzeug darstellt, um heute über das Politische, über Öffentlichkeit und über gesellschaftliche Veränderungen nachzudenken. Seit dem Anbruch der Moderne existiert im politisch-philosophischen Denken die Spannung zwischen diesen beiden Begriffen, ihr scharfer Gegensatz. Es ist zunächst zu fragen, warum der Begriff "Volk" sich durchsetzen konnte, warum der Begriff "Multitude" verschwand, wenn es in der frühen Neuzeit darum ging, die sich konstituierenden Staaten als Nationen zu begründen. Doch schließlich geht es heute, in der Krise des Staats als Nation, darum, den Begriff "Multitude" neu zu entdecken, um einen Horizont möglicher gesellschaftlicher Veränderung zu eröffnen.