Sander, GregorGeboren 1968 in Schwerin, hat vor dem Studium der Medizin und der Germanistik Ausbildungen zum Schlosser und zum Krankenpfleger absolviert. Nach dem Besuch der Berliner Journalistenschule lebt er als freier Autor in Berlin. 2001 Stipendium der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart. "Ich aber bin hier geboren" ist seine erste Buchveröffentlichung.

Wie alle guten Geschichten beginnen auch diese ganz direkt. «Die Karte kam zwei Wochen vor dem Anruf. Ich habe sie nicht richtig ernst genommen, obwohl es schon merkwürdig war. »Ein Freund aus früheren Tagen ist verschwunden, sein letztes Zeichen bleibt eine mysteriöse Postkarte. Die Spekulationen darüber, was vorgefallen sein könnte, weiten sich zu einem Nachdenken über das ZUfällige an Lebensläufen. Gregor Sander stellt in seinen neun ErZählungen Menschen in den Mittelpunkt, denen durch ein Ereignis plötzlich klar wird, dass etwas zu Ende gegangen ist. Eine junge Schauspielerin
bringt das geregelte Leben dreier Freunde aus dem Lot; zehn Jahre nach einem verhinderten Abendessen treffen sich zwei junge Menschen unter ganz anderen Umständen wieder; ein arbeitsloser Familienvater überrascht alle damit, dass er einen eigenwilligen Rekordversuch unternimmt. Immer gibt es einen genau umrissenen Ort, an dem alles beginnt, kleine Städte an Nord- und Ostsee, Berlin, Orte in der Provinz. Wie sind wir eigentlich geworden, wie wir jetzt sind, fragt Gregor Sander in «Ich aber bin hier geboren» in eindringlichem Ton. In einer klaren, farbigen Sprache porträtiert er unterschiedliche Milieus und Generationen der Nach-Wendezeit. Die verschiedenen Herkunftslinien von West und Ost versammeln sich dabei wie selbstverständlich zu einer gemeinsamen Stimme zeitgenössischenErzählens.
Beim Lesen dieser atmo phärisch dichten Geschichten beginnt
man, unsere Zeit neu zu sehen und, vielleicht, besser zu verstehen

Gregor Sander zeichnet nicht weniger als ein Porträt der heutigen Zeit. Geschichten aus West und Ost versammeln sich dabei wie selbstverständlich zu einer gemeinsamen Stimme.
«Und so reisten wir in dieser Nacht in Städte, deren Namen unglaublich klangen und die für mich unerreichbar bleiben würden. Für immer, wie ich dachte. Nach New York, London und Madrid. Vera nannte Venedig, wegen der Kunst, und mir gefiel das, auch weil die Stadt ein Synonym für die Liebe ist und wir in diesem Moment ja zusammen fuhren. Diese Orte blieben Schatten an einem weiß gedeckten Tisch.»