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Die vorliegende Quellensammlung stellt ein Ergebnis von 45jähriger Forschungsarbeit des Marburger Historikers Friedrich-Martin Balzer über den Pfarrer, Sozialisten und Kommunisten Erwin Eckert dar.
Erwin Eckert * 16.6.1893 in Zaisenhausen (Baden) † 20.12. 1972 in Mannheim.
Studierte Theologie und Philosophie in Heidelberg, Göttingen und Basel,
1912 Mitglied der SPD, 1914 Kriegsfreiwilliger, 1919 Vikar in Pforzheim, 1922 Pfarrer in Meersburg (Bodensee).
1927 an der Trinitatiskirche in Mannheim.
1926 Mitbegründer des »Bundes der religiösen Sozialisten Deutschlands«. 1926-1931 geschäftsführender Bundesvorsitzender.
Erfolgreichster Redner gegen den Faschismus in Süddeutschland, Wortführer der Linken in der SPD (»Klassenkampfgruppe«). Seine kämpferische, sozialistische und antifaschistische Position brachte ihn in zunehmenden Konflikt mit der SPD (Ausschluß am 2. Oktober 1931). Eintritt in die KPD am 3. Oktober 1931. 1929-1931 mehrere Disziplinarverfahren und Amtsenthebungen seitens der Kirche. Am 11. Dezember 1931 definitiv aus dem Kirchendienst entlassen.
1.3.1933 bis Oktober 1933 Gefängnis. 1936 wegen Vorbereitung zum »Hochverrat« zu drei Jahren und acht Monaten Zuchthaus verurteilt, danach unter Polizeiaufsicht.
1946 bis 1950 Vorsitzender der KPD Baden (französische Zone). April 1946 Staatsrat der provisorischen Regierung Badens. November 1946 Vizepräsident der Verfassunggebenden Versammlung Badens. Staatskommissar für Wiederaufbau im ersten badischen Allparteienkabinett. Mitglied des Landtages 1947-1956 (Verbot der KPD). Mitglied des Weltfriedensrates von 1950 bis 1962, kämpfte insbesondere gegen die Wiederaufrüstung der BRD. Im Düsseldorfer Prozeß (1959-1960) verurteilt zu 9 Monaten Gefängnis mit Bewährung. Verfassungsbeschwerde blieb erfolglos. Über seiner Todesanzeige stand der Wahlspruch: »Dem Ganzen dienen, sich selbst treu bleiben.«
Aus dem Geleitwort des Mannheimer Oberbürgermeisters Peter Kurz
Allein schon die Wahl des Zeitraums, den die vorgelegte Textsammlung beschreibt, legt nahe, dass sie auch einen bedeutenden Beitrag zur Geschichte der (...) Sozialdemokratie leistet, zu ihren inneren Konflikten ebenso wie zu ihrer Positionierung nach außen, in die Gesellschaft hinein, gegen die anwachsende nationalsozialistische Gefahr. Hierbei ist das hohe Maß an Selbstreflexion des in Mannheim aufgewachsenen Geistlichen bemerkenswert. Eckert, der noch vor 1914 als junger Mann der Sozialdemokratischen Partei beigetreten war, hatte alle Stadien der Irrungen und Wirrungen der Partei durchlaufen: von der Kriegsbegeisterung im August 1914 bis zu den Konflikten und Spaltungen im Gefolge der Novemberrevolution 1918, die den jungen Geistlichen vor harte Prüfungen stellten.
Den Auseinandersetzungen, die damit einhergingen, begegnete er mit einem eindeutigen und letztlich unumkehrbaren Bekenntnis zum Kommunismus, das sodann wesentliches Merkmal seiner Persönlichkeit wurde. Sein 1931 vollzogener Übertritt zur Kommunistischen Partei (...) steigerte seine Popularität in (...) der Arbeiterschaft und verschaffte auch der Kommunistischen Partei weiteren Einfluss. Wie stets muss man bei einer solchen Betrachtung die Zeitumstände berücksichtigen, die dazu führten, dass die harsche Kritik des bekennenden Sozialisten Eckert an der zögerlichen, in mancher Hinsicht gar die Parteibasis zutiefst verstörenden Politik der sozialdemokratischen Parteiführung – vor allem in der Panzerkreuzerfrage – statt eines Dialogs oder einer produktiv geführten Debatte mit dem Parteiausschluss beantwortet wurde. In der letzten Phase der Weimarer Republik, der nur wenige stabile Jahren vergönnt waren, wurde auf allen Seiten mit harten Bandagen gekämpft – die Folgen dieser Aufsplitterung von Arbeiterbewegung und antifaschistischen Kräften waren bekanntermaßen verheerend.
Im Nachhinein bleibt daher das Gedenken an eine bedeutende Persönlichkeit, die bei ihrer Kandidatur für das Amt des Mannheimer Oberbürgermeisters im Jahr 1949 mit einem Stimmanteil von 34,7 % der abgegebenen Stimmen den Wähleranteil der Kommunistischen Partei gegenüber der vorangegangenen Stadtratswahl 1947 fast verdoppeln konnte. Wir sehen also über die Parteigrenzen hinweg den Einfluss dieses Mannes, von dem Friedrich-Martin Balzer in diesem Buch schreibt: »Er war ein utopischer Egalitarist, ein Aufheber aller Hierarchien. Wenn auch selbst hoch gebildet, war er sich doch nicht zu fein dafür, auch im Hinterland zu reden und sich den einfachen Menschen zuzuwenden.« Möglicherweise ist in dieser Feststellung das »Geheimnis« für die Popularität Erwin Eckerts zu suchen, die Tausende zu seinen Predigten in der Mannheimer Trinitatiskirche lockten. So betonte Eckert in einer Feierstunde für Friede und Völkerversöhnung beispielsweise am 28. Dezember 1930, (...) »es sei eine der wichtigsten Aufgaben lebendigen Christentums, einen neuen Krieg unmöglich zu machen durch die innere Abrüstung der Völker, durch eine wahrhaft christliche Gesinnung.«